Lass dich von Persönlichkeits- und Unternehmer-Tests bloß nicht verunsichern: Es gibt nicht DEN Gründer oder DIE Gründerin. Jeder Mensch ist ein Unikat (manchmal auch ein Unikum 🙂 ). Und jedes geschäftliche Vorhaben ist etwas ganz Besonderes.
Vor allem aber: Es ist ein Riesenunterschied, ob du als kreativer Freelancer auf eigene Rechnung arbeitest oder vorhast, ein mittelständisches Unternehmen aufzubauen. Bevor du dich mit Geschäftsmodellen, Business-, Finanzierungs-, Gewinn-, Umsatz- und Marketingplänen beschäftigst, verschaffst du dir am besten erst einmal Klarheit über die Essentials:
1. Du sollst dein Hauptmotiv kennen!
Es gibt viele Gründe, sich selbstständig zu machen:
- Ich möchte endlich meine eigenen Ideen verwirklichen, ohne dass mir ständig Chefs und Kollegen reinquatschen.
- Ich suche eine selbstbestimmte, möglichst sinnvolle und nützliche Beschäftigung.
- Ich will eine vielversprechende Geschäftsidee verwirklichen (neue Dienstleistung, neues Produkt, neue Vertriebswege…).
- Ich muss irgendwie Geld verdienen und habe keine andere Wahl.
- Ich will möglichst einfach und schnell reich werden.
- Ich habe die „Vision“ eines florierenden, wachsenden Unternehmens.
Und so weiter und so fort. Wie verschieden die Motive auch sein mögen: Jedes für sich genommen ist vollkommen legitim und ehrenhaft. Du musst dir aber über dein Hauptmotiv im Klaren sein. Anderenfalls sorgen unvermeidliche Zielkonflikte dafür, dass du früher oder später unzufrieden bist oder gar scheiterst.
2. Du sollst deine Stärken kennen!
Mach‘ dir klar, was du am besten kannst und was du auf Dauer während deines Berufs- und Geschäftslebens am liebsten tun willst. Es ist etwas völlig anderes, ob du schwerpunktmäßig …
- Aufträge an Land ziehst,
- kreative Kampagnen planst,
- vorhandene Gestaltungsideen umsetzt,
- die dazu passenden Mitarbeiter findest und ausbildest oder
- mit coolen Produkten handelst.
Investiere deine Zeit, Kraft und Energie in das, was du richtig gut kannst und was dir am meisten Freude bereitet: Dann wirst du auch erfolgreich sein!
3. Du sollst dein Angebot und deine Zielgruppe kennen!
Für Warenhäuser und Onlinehändler mag die Bezeichnung „Vollsortimenter“ erstrebenswert und eine Auszeichnung sein. Wenn du Amazon Konkurrenz machen willst: nur zu! Aber nicht als Freelancer: Meide den Dienstleistungs-Bauchladen wie der Teufel das Weihwasser. Konzentriere dich – je nach deiner Haupt-Motivation – auf interessante, lukrative, herausfordernde, sinnvolle Nischen. Geh‘ mit dem Skalpell auf die Jagd nach der passenden Zielgruppe – nicht mit der Schrotflinte!
4. Du sollst dich entscheiden und endlich in die Pötte kommen!
Gründliches Nachdenken ist wichtig. Planungen und Konzepte sind wunderbare Werkzeuge. Die gedankliche Vorwegnahme geschäftlicher Chancen und Risiken ist für Industrieunternehmen geradezu unverzichtbar, für Freiberufler ganz sicher sinnvoll. Aber „entscheidend ist auf dem Platz“. Immer.
Deshalb: Raus auf den Markt! Sprich mit Interessenten und Kunden! Sammle Erfahrungen. Niemand zwingt dich, deinen letzten Cent in fragwürdige Mega-Investitionen zu stecken. Gib dir einen Ruck, fang ruhig klein an – aber leg endlich los!
Dein Business perfekt organisiert – von Angeboten bis zu Rechnungen
5. Du sollst dich aufs Kerngeschäft konzentrieren!
Selbstständige sind ständig selbst für alles Mögliche zuständig: Es reicht ja nicht, bloß gute Arbeit abzuliefern. Du musst Kontakte pflegen, Werbung machen, Aufträge reinholen, Angebote und Rechnungen schreiben, Bürobedarf einkaufen, Verträge aufsetzen, Bücher führen, Steuererklärungen machen, Technik warten, Büro, Werkstatt und Ladengeschäft putzen und und und!
Musst du? Nein, musst du nicht! Du musst bloß gut sein in deinem Kerngeschäft. Welches genau das ist, hast du hoffentlich geklärt, bevor du loslegst. Und wenn du in deinem Geschäft gut bist, kannst (ja musst!) du es dir leisten, auf allen anderen Gebieten Hilfskräfte und Spezialisten ranzulassen. Das gilt vor allem für Experten wie Steuerberater und notfalls auch Rechtsanwälte: „Jugend forscht“ ist ein netter Schulwettbewerb – aber kein Erfolg versprechendes Geschäftsmodell!
6. Du sollst fragen, nicht bluffen!
„Business-Bluff“ ist menschlich – aber gefährlich: Du bist ein Profi in deinem Beruf, aber neu im Freelancer-Geschäft? Du fühlst dich ziemlich unsicher und hast jede Menge Klärungsbedarf? Macht nix, das ist ganz normal. Du musst das ja nicht unbedingt jedem auf die Nase binden.
Aber hüte dich davor, deine Fragen für dich zu behalten und Durchblick zu mimen. Das geht schief. Wende dich an befreundete Kollegen, sprich mit alten Hasen, frag vertrauenswürdige Geschäftspartner. Oder nimm Geld in die Hand und such dir einen guten Gründungs- oder Unternehmensberater. Aber steck bloß nicht den Kopf in den Sand. Unsicherheit, Wissenslücken und gelegentliche Selbstzweifel gehören einfach zum Geschäftsleben dazu. Wer nicht fragt, bleibt dumm – und scheitert. Mit Sicherheit.
7. Du sollst sparsam sein – aber nicht am falschen Ende!
Mach‘ bloß nicht auf dicke Hose: Wenn du bei deinen Interessenten auf den Hof fährst, musst du nicht in einem 7er BMW sitzen, um einen Auftrag zu bekommen. Deine potenziellen Kunden wissen genau, wer den bezahlt. Fang ruhig klein an – wenn’s sein muss, am Küchentisch. Vermeide Fixkosten, solange du nicht sicher bist, ob sich die Investition lohnt.
Du kannst heutzutage fast alles leihen, mieten oder günstig gebraucht kaufen. Bleib‘ variabel und flexibel – aber sorg‘ immer dafür, dass du richtig gutes Werkzeug hast. Nimm dir Zeit, deine direkte Arbeitsumgebung möglichst funktional, freundlich, angenehm und gesund einzurichten. Und: Bleib auf dem Laufenden. Investiere regelmäßig in dich selbst, dein Know-how, deine fachlichen und persönlichen Stärken.
8. Du sollst nicht begehren Zuschüsse und Fördermittel!
Du kannst den Gründungszuschuss, Beratungsbeihilfen, zinsgünstige Gründerdarlehen für Investitionen oder andere Beihilfen bekommen? Ok, nimm sie ruhig mit. Aber verlass dich nicht drauf – und versuch‘ erst gar nicht, zum Subventions-Sammler zu werden. Auf Dauer musst du es sowieso aus eigener Kraft schaffen.
9. Du sollst einen langen Atem haben!
Es braucht einfach seine Zeit, bis du als Selbstständige/r endgültig im Geschäftsleben angekommen bist. Auch wenn du den ein oder anderen Kunden aus deinem bisherigen Job mitnehmen kannst und schon die ersten Anfragen oder Aufträge hast. Rechne ruhig mit einer längeren Anlaufzeit und kalkuliere großzügige Anlaufkosten ein. Wenn du eine Weile auf den Durchbruch warten musst, ist das nicht dein Fehler. Es dauert ganz einfach, bis sich Interessenten zum ersten Auftrag durchringen, Kunden zu Stammkunden werden und sich in der Branche rumgesprochen hat, dass du gute Arbeit ablieferst und zuverlässig bist.
Wenn ein ersehnter Auftrag wieder nicht kommt, ein Kunde abspringt oder sonst etwas schiefgeht? Macht auch nichts – wie heißt es so schön: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter geht’s!“ Und wenn der Durchhänger schlimmer ist (kann auch vorkommen): Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Hilfe holen – bei einem Freund, Mentor, Coach oder Berater.
10. Wisse, dass es Wichtigeres gibt als deine Geschäfte!
Mach dich nicht verrückt. Erfolg im Business ist eine feine Sache – aber nicht das höchste der Gefühle – und schon gar nicht der Weisheit letzter Schluss. Lebe gesund, nimm dir Zeit für deine Liebsten, sei friedlich, freundlich und fair zu deinen Mitmenschen (ja, das geht auch im Geschäftsleben!)